Warum nur muss einen seine Vergangenheit immer wieder einholen? Es ist doch wirklich tragisch, dass man seinem früheren Leben nicht einfach entfliehen kann, indem man sich in eine hypermoderne Space-Kapsel setzt, sich ordentlich durchrütteln lässt und einfach alles Negative aus seiner Vergangenheit gelöscht wird. Leider bleibt uns diese Möglichkeit bisher versagt. Demnach müssen wir uns ab und an mit unserer Vergangenheit auseinandersetzen. Seien es nun Liebschaften aus vergangenen Tagen oder der ungerechte Prüfer von der Führerscheinstelle.

Auch einige Personalchefs und Vorgesetzte oder die kleinen Flittchen, die sich an unsere Partner rangemacht haben, erwecken in uns das Verlangen nach einem großen Eimer Farbe, den man unter Nutzung sämtlicher bekannter Schimpfwörter über diesen Personen auskippen möchte. Als wäre unser gegenwärtiger Alltag nicht ohnehin schon schwer genug – man bedenke nur, wie anstrengend es ist, bei den diesjährigen Sommerkollektionen was zu finden, was einem steht – laufen uns während der Shopping-Tour durch die Innenstadt auch noch Leute über den Weg, mit denen man noch eine Rechnung offen hat oder die uns einmal sehr verletzt haben. In solchen Momenten verfallen viele von uns in Grübelei oder Panik wodurch man durch die aufgewühlte Grundstimmung obendrein garantiert nix für den Kleiderschrank findet. Aber mal ernsthaft – da wünscht man sich manche Personen in einen Steinbruch nach Sibirien, wo sie arbeiten und über ihr fehlerhaftes Zutun zu einer Tragödie unseres Lebens nachsinnen können, und dann latschen einem diese Menschen ständig über den Weg. Als wäre das nicht genug scheint es ihnen meistens auch noch blendet zu gehen. Sie haben keine Probleme mit der Sommerfigur, sehen noch besser aus, als man sie in Erinnerung hat – gut, das könnte daran liegen, dass wir sie in unserer Erinnerung meist mit so unattraktiven Wesen wie Shrek oder Quasimodo verglichen haben – und haben offenbar auch noch einen Grund fröhlich zu sein. Ich spüre in solchem Momenten das Blut und meine Wut in mir hochkochen und am liebsten würde ich losbrüllen oder mich schnell aus dem Staub machen. Zumeist funktioniert das aber nicht und würde wahrscheinlich auch etwas grotesk und übertrieben erscheinen. Diese Leute werden nicht verschwinden, genau wie sich die negativen Erinnerungen an ein früheres Zusammentreffen mit ihnen nicht aus unseren Köpfen verbannen lassen. Es wäre doch auch tragisch, wenn wir, wie eingangs formuliert, einen Schalter umlegen und alle negativen Erinnerungen löschen könnten, da wir sonst am Ende genau die gleichen Fehler erneut begehen, die uns schon einmal solchen Kummer bereitet haben. Vielmehr sollten wir uns in diesen Momenten vor Augen halten, was wir aus den Erfahrungen vergangener Tage gelernt haben und wie wir dadurch weitsichtiger, cleverer oder skeptischer geworden sind. Sicherlich könnt ihr jetzt sagen, dass das eine Art von Schönrederei ist, aber heeee, ungeschehen machen kann man das Vergangene ohnehin nicht mehr. Vergesst auch bitte die Idee, Rachepläne zu schmieden, das ist so 90er, und misslingt meistens, da die Genugtuung über den Schaden des Anderen letztlich auch nicht hilft, die eigenen Erinnerungen zu löschen. Da recken wir doch zukünftig lieber stolz den Kopf in die Höhe, und lächeln – getreu dem Motto: „Dem anderen ein Lächeln schenken, und dabei innerlich Ars....ch denken“. Zum Glück bleiben in unseren Köpfen aber auch die vielen positiven Momente unserer Vergangenheit erhalten und auch die Erinnerung an die Personen, mit denen wir diese erlebt haben. Genau diese Leute sollten wir uns diesen Sommer mal wieder schnappen, uns mit ihnen in die Sonne legen, Eis essen, die Nacht durchfeiern oder zusammen den Sonnenuntergang betrachten. In diesem Sinne, wünsch ich euch einen wunderschönen, ereignisreichen und entspannten Sommer.

Euer Robert

Roberts Kolumne: Zeitreise